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Windpocken-Impfung für Kinder und Erwachsene


Impfempfehlung der STIKO
Für wen die Windpocken-Impfung wichtig ist


Aktualisiert am 26.03.2022Lesedauer: 4 Min.
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Impfspritzen, im Hintergrund eine Mutter mit Baby und eine Ärztin.Vergrößern des Bildes
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt, dass alle Babys ab einem Alter von 11 bis 14 Monaten erstmals gegen Windpocken geimpft werden sollten. (Quelle: SDI Productions/getty-images-bilder)

Im Alter von elf Monaten sollten Babys ihre erste Windpocken-Impfung erhalten. In bestimmten Fällen wird auch Erwachsenen eine nachträgliche Impfung empfohlen. Lesen Sie, wie die Impfung abläuft, welche Nebenwirkungen sie hat und ob die Windpocken trotz Impfung auftreten können.

Seit 2004 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut eine Windpocken-Impfung für Babys. Seitdem sind die Windpocken (Varizellen) deutlich seltener geworden. Dennoch zählt die Viruserkrankung immer noch zu den häufigsten Kinderkrankheiten.

Nicht nur Kinder können sich mit dem auslösenden Varizella-Zoster-Virus anstecken. Auch ungeimpfte Jugendliche oder Erwachsene, die noch keine Windpocken hatten, können erkranken. Da Windpocken im Erwachsenenalter oft schwerer verlaufen als bei Kindern, empfiehlt die STIKO bestimmten Personengruppen, die Impfung nachzuholen.

Wer einmal die Windpocken hatte, kann sich nicht erneut anstecken und benötigt keine Impfung.

Warum wird eine Windpocken-Impfung empfohlen?

Meist klingen Windpocken folgenlos ab. Bis zu 5 von 100 Erkrankten entwickeln jedoch einen schweren Verlauf mit Komplikationen. Dazu zählen zum Beispiel bakterielle Hautinfektionen, Lungenentzündungen oder (sehr selten) Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie zum Beispiel eine Hirnhautentzündung.

Erwachsene haben grundsätzlich ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf als Kinder. Gefährdet sind besonders Personen, deren Immunsystem geschwächt ist. Schwangere, die an Windpocken erkranken, können das Virus auf das Ungeborene übertragen, was beim Baby zu verschiedenen Fehlbildungen führen kann. Für Neugeborene kann eine Infektion lebensbedrohlich sein.

Je mehr Menschen geimpft sind, desto besser sind auch Personen geschützt, die sich aus verschiedenen Gründen nicht impfen lassen können.

Windpocken-Impfung: Welche Empfehlungen gelten für Babys?

Die STIKO empfiehlt eine Impfung bereits im Babyalter. Für einen vollständigen Impfschutz sind zwei Impfstoffdosen nötig:

  • Die erste Dosis sollte im Alter von 11 bis 14 Monaten und
  • die zweite im Alter von 15 bis 23 Monaten gegeben werden.

Zwischen den beiden Teilimpfungen sollten mindestens vier Wochen liegen. Die Ärztin oder der Arzt injiziert einen Lebendimpfstoff, der die Viren in abgeschwächter Form enthält.

Die erste Impfdosis kann zusammen mit der ersten Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln (MMR-Impfung) verabreicht werden. Bei getrennten Terminen sollten zwischen der Windpockenimpfung und der MMR-Impfung mindestens vier Wochen liegen.

Da im Alter von 15 Monaten auch die zweite Impfdosis gegen Masern, Mumps und Röteln fällig ist, verwendet die Ärztin oder der Arzt beim zweiten Impftermin in der Regel einen sogenannten Kombinationsimpfstoff (MMRV-Impfstoff; das V steht für Varizellen = Windpocken). In diesem ist der Impfstoff gegen Windpocken enthalten.

Säuglinge, die eine Kita oder eine andere Gemeinschaftseinrichtung besuchen sollen, können schon ab einem Alter von 9 Monaten erstmals geimpft werden.

Versäumte Impfung nachholen

Wurde die Impfung im Säuglingsalter versäumt oder nur die erste Impfung durchgeführt, sollten Kinder und Jugendliche die zwei Impftermine bis zum 18. Geburtstag nachholen. Es sei denn, sie hatten in der Zwischenzeit die Windpocken: Dann ist keine Impfung mehr nötig.

Wann Erwachsene zur Windpocken-Impfung sollten

In bestimmten Fällen empfiehlt die STIKO eine Windpocken-Impfung für Erwachsene, die noch keine Impfung hatten oder bei denen keine Antikörper im Blut nachweisbar sind. Wie bei Kindern sind dann zwei Impftermine nötig, um einen vollständigen Impfschutz zu haben.

Impfen lassen sollten sich vor allem Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf. Dazu zählen

  • Personen, die mit Medikamenten behandelt werden sollen, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva),
  • Personen, bei denen eine Organtransplantation ansteht,
  • Personen, die an schwerer Neurodermitis erkrankt sind, sowie
  • Frauen mit Kinderwunsch.

Menschen, die engen Kontakt zu gefährdeten Personen haben, sollten sich ebenfalls impfen lassen.

Nicht geeignet ist eine Windpocken-Impfung während der Schwangerschaft. Frauen, die schwanger werden möchten, sollten nach der Impfung für einen Monat verhüten, um eine Schwangerschaft zu vermeiden.

Schon gewusst?
Ungeimpfte, die Kontakt mit einer infizierten Person hatten, können sich unter Umständen noch nachträglich impfen lassen. Dadurch lässt sich die Erkrankung verhindern oder ihr Verlauf abschwächen. Zwischen dem Kontakt und der Impfung dürfen dabei höchstens fünf Tage liegen.

Impfungen für medizinisches Personal

Erwachsene, die im Gesundheitsdienst tätig sind und andere, gefährdete Personen anstecken könnten, sollten die Impfung ebenfalls wahrnehmen. Das gilt vor allem für Menschen, die in folgenden Bereichen arbeiten:

  • Kinder- und Jugendmedizin
  • Krebsheilkunde
  • Gynäkologie und Geburtshilfe
  • Intensivmedizin
  • Betreuung von Menschen mit einem geschwächten Immunsystem

Ebenfalls impfen lassen sollten sich Menschen, die in Gemeinschaftseinrichtungen für das Vorschulalter arbeiten wollen.

Was kostet die Impfung gegen Windpocken?
Bei gesetzlich Versicherten, für die die Impfempfehlungen gelten, übernehmen die Krankenkassen die Kosten für den Windpocken-Impfung. Auch die privaten Krankenkassen zahlen in der Regel.

Welche Nebenwirkungen hat die Windpocken-Impfung?

Die Windpocken-Impfung gilt als gut verträglich. Nach der Impfung kann es vorübergehend zu Impfreaktionen kommen. Sie entstehen, weil das Immunsystem auf den Impfstoff reagiert. Zu möglichen Impfreaktionen nach der Windpocken-Impfung zählen

  • Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Einstichstelle
  • Fieber
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Abgeschlagenheit, Unwohlsein
  • Übelkeit

Diese Reaktionen klingen normalerweise nach ein bis drei Tagen folgenlos wieder ab.

Einige Personen entwickeln etwa ein bis vier Wochen nach der Impfung einen leichten Hautausschlag mit Fieber, der sich von allein wieder zurückbildet. In sehr seltenen Fällen tritt nach der Impfung eine allergische Reaktion auf.

Windpocken trotz Impfung?

Die Windpocken-Impfung bietet einen sehr hohen Schutz vor einer Infektion. Der Schutz liegt jedoch nicht bei 100 Prozent. In seltenen Fällen kann eine Person also trotz Impfung an Windpocken erkranken. In der Regel ist der Verlauf dann jedoch deutlich milder.

Dem Robert Koch-Institut zufolge kann eine erste Impfdosis die Infektion zu 70 bis 90 Prozent verhindern. Nach der zweiten Impfung beträgt der Impfschutz etwa 95 Prozent: Von 100 Geimpften, die mit dem Virus in Kontakt kommen, erkranken bis zu 5.

Gut zu wissen: Schon ab der ersten Impfung sind Geimpfte zu mehr als 95 Prozent vor einem schweren Verlauf geschützt.

Schützt die Windpocken-Impfung auch vor Gürtelrose?

Wer die Windpocken hatte, kann später eine Gürtelrose entwickeln. Der Grund: Die Viren verbleiben auch nach Abklingen der Windpocken lebenslang im Körper. Nach Jahren oder Jahrzehnten können sie wieder aktiv werden. Dann entwickelt die Person nicht erneut Windpocken, sondern eine Gürtelrose. Dabei entsteht ein schmerzhafter Ausschlag (meist am Rumpf), der in der Regel auf eine Körperseite begrenzt ist.

Aber schützt die Windpocken-Impfung automatisch vor eine Gürtelrose? Nicht unbedingt. Da es sich bei der Impfung um einen Lebendimpfstoff handelt, können auch Geimpfte an Gürtelrose erkranken – denn die (abgeschwächten) Viren aus dem Impfstoff bleiben ebenfalls im Körper und können zu einem späteren Zeitpunkt wieder aktiv werden.

Aber: Im Vergleich zum natürlichen Varizella-Zoster-Virus (Wildvirus) ist die Wahrscheinlichkeit, dass die abgeschwächten Viren im Impfstoff wieder aktiv werden, deutlich geringer. Bricht dennoch eine Gürtelrose aus, verläuft die Erkrankung meist milder. Somit schützt die Windpocken-Impfung indirekt vor einem schweren Verlauf der Gürtelrose. Zudem bietet sie Schutz vor einer Gürtelrose, die durch das Wildvirus verursacht wird.

Gut zu wissen
Gegen Gürtelrose gibt es eine Impfung. Die STIKO empfiehlt allen Personen ab 60 Jahren, sich impfen zu lassen. Menschen mit bestimmten Grundkrankheiten oder einer Immunschwäche sollten sich bereits ab 50 Jahren impfen lassen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Epidemiologisches Bulletin Nr. 7/2022: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut 2022. Robert Koch-Institut, Berlin (27.1.2022)
  • Schutzimpfung gegen Windpocken (Varizellen): Antworten auf häufig gestellte Fragen. Online-Informationen des Robert Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 28.1.2021)
  • Windpocken. Online-Informationen des Instituts Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 6.11.2019)
  • Windpocken / Gürtelrose. Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.infektionsschutz.de (Stand: 31.10.2019)
  • Windpocken (Varizellen), Gürtelrose (Herpes zoster). RKI-Ratgeber für Ärzte. Online-Informationen des Robert Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 1.8.2017)
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